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Figurenmalen im kleinen Maßstab ... |
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von Christian Jakl, Photos: Wolfram Bradac |
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Eines gleich vorweg - mit richtigem Figurenmalen hat diese Technik nichts
zu tun - um so toll bemalte Figuren herzustellen wie wir sie von den Ausstellungen
her kennen, muß mit anderen Techniken gemalt werden. Dennoch, mit
dem einen oder anderen Trick kommen auch wir zu einem gutes Ergebnis. Viele
Flugzeugmodellbauer schrecken vor dem Bau eines Diorama zurück, weil
sie Bedenken haben vor dem Bemalen der Figuren. Der eine meint, er hat keine
ruhige Hand dazu und der andere ist der Überzeugung, seine Figuren
schauen nicht realistisch genug aus. In diesem Beitrag werden wir euch zeigen,
wie mit relativ geringem Aufwand Figuren leicht bemalt und dennoch perfekt
aussehen können.
Vorbereitung:
Die Körperhaltung richtet sich natürlich nach der Position der
Figur auf dem Diorama. Ist sie fertig zusammengebaut, gekittet und verschliffen
kann mit dem Bemalen begonnen werden. Auf der Oberfläche von Resinfiguren
befindet sich ein leicht fettiger Film von der Produktion, dieser wird in
die Gußform gestrichen um die Figur nach dem Guß besser aus
der Form zu bekommen. Um ihn los zu werden braucht man die Figur nur kurz
in Nitroverdünnung oder Aceton tauchen. Achtung: Kunststoffiguren nicht
in die Flüssigkeit eintauchen, da sich das Material sonst verformt
bzw. anlöst! Um die Figur während der gesamten Bemalung gut halten
zu können wird auf einer geeigneten Stelle (Schuhsohle) ein kleines
Loch gebohrt und ein Kupferdraht eingeklebt. Dieser Stiel erleichtert nicht
nur das Arbeiten, sondern kann nach Fertigstellung der Figur zu besseren
Fixierung als Montagestift verwendet werden.
Grundieren:
Grundiert wird hauptsächlich, damit die Farbe besser auf der Oberfläche
hält, doch hat die Grundierung mit Gunze Mr. Surfacer 1000 noch einen
positiven Nebeneffekt: durch die hellgraue, matte Oberfläche werden
die Details der Figur besser sichtbar und erleichtern das Bemalen. Auch
diverse Fehler können leichter entdeckt werden, die sonst oft auf der
glänzenden Oberfläche des Resin verborgen bleiben. Das Gunze Produkt
wird mit der Airbrush aufgetragen (Verdünnung mit Gunze-Verdünner)
und trocknet nach 15 Minuten komplett aus und kann bei Fehlern noch verschliffen
werden. |
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Hautfarbe:
Um keine Konturen durch das Pinseln zu verlieren, wird die Hautfarbe mit
dem Airbrush aufgetragen. Alle Hautfarben der Farbenhersteller sind leider
viel zu sauber, sie gleichen eher der Farbe von rosa Schweinchen. Darum
habe ich das Tamiya XF-15 Flesh mit ein wenig Rotbraun abgedunkelt. Hier
muss jeder nach seinem Urteil den Farbton bestimmen. In diesem Arbeitsabschnitt
wird nur der Grundfarbton der Haut aufgetragen, noch keine Lichter und Schatten.
Auswahl
der Farben:
Wenn man bis jetzt geglaubt hat die eigenen Figuren sind nur deshalb nichts
geworden, weil es an der eigenen Unfähigkeit lag irrt. Die Farben sind
der endscheidende Grund oder besser der Farbtyp. Die besten Ergebnisse beim
Pinselmalen werden mit Andrea- und Vallejofarben erreicht. Beide Hersteller
haben perfekte Acrylfarben mit extrem deckendem Ergebnis zur Verfügung
gestellt. Andrea Farben trocknen egal wie man sie aufträgt absolut
Matt aus. Vallejofarben werden bei zu dickem Auftrag etwas speckig und glänzen
halbmatt, jedoch haben sie einiges an Uniformfarbtönen im Programm.
Beide Farbtypen können miteinander kombiniert und gemischt werden.
Grundfarben:
Im ersten Schritt werden die großen Flächen bemalt. Dabei werden
die Farbtöne weder verdünnt noch aufgehellt. Stellen auf der Figur,
die eine andere Farbe bekommen werden ausgespart. Es gilt von Anfang an
genau und sauber zu arbeiten, diverse Fehler können aber leicht korrigiert
werden.
Aufhellen:
Um Leben in das Textil zu bringen, muß wie beim Trockenmalen gearbeitet
werden. Hier kommen die Vorteile der beiden Farbtypen zur Geltung. Die Grundfarbe
der Uniform wird jetzt mit Weiß oder Hellgrau vermischt und aufgehellt.
Viele Materialien werden nicht benötigt, ein Zahnstocher und ein fester
Untergrund. Den Grad der Aufhellung ist von der Dunkelheit der Grundfarbe
abhängig, kann aber ohne Probleme an der Figur ausprobiert werden. |
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Abb 4: Auswahl
der Farben ... |
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Trockenmalen:
Mit einem etwas stärkeren, weichen Pinsel wird Farbe aufgenommen und
wieder auf einem Tuch vom Pinsel abgerieben. Solange, bis nur noch wenig
Farbpigmente auf dem Pinsel verbleiben. Diese werden durch den flach angesetzten
Pinsel auf die erhabenen Strukturen der Figur abgerieben. Vorsicht, danach
nicht mit den Fingern berühren, da die Farbe noch leicht abgerieben
werden kann. Wer Zeit hat kann die Farben auf der Figur über Nacht
aushärten lassen. Wenn zu viel Farbe am Pinsel ist, macht es sich durch
nicht sehr schöne Farbflecken bemerkbar. Sie können aber mit dem
Finger sofort entfernt werden.
Details:
Anschließend werden alle anderen Bereiche der Figur nach demselben
Prinzip bemalt. Bei den Pinseln sollte nicht beim Geld gespart werden. Qualitativ
hochwertige Pinsel erleichtern das Bemalen der feinen Details enorm. Bei
den Farbtönen eher hellere, blasse Töne verwenden. Kräftige
Farben lassen die kleinen Figuren zu aufdringlich auf den Dioramen erscheinen,
z.B.: bei Schwarz eher zu Anthrazit greifen, bei Gelb auf Dark Yellow usw.
Wer eine Lupe zur Verfügung hat, sollte nicht scheuen sie bei dieser
Arbeit zu benutzen.
Ölfarben:
Wurde die Figur fertig bemalt, lässt man die Farben einige Zeit härten.
Da einige Farben - besonders Email - empfindlich auf Verdünnungsmittel
für Ölfarben reagieren, könnte es sonst passieren, daß
die bereits aufgetragenen Farben angelöst werden. Um die Vertiefungen
der Figur hervorzuheben wird stark verdünnte schwarze Ölfarbe
in die Vertiefungen und Konturen mit dem Pinsel getupft. Die Ölfarbe
sucht sich selbständig den Weg in die Konturen. Bei den Hauttönen
wird ein brauner Farbton (Umbra, Sienna, Goldocker) verwendet. Ist der Vorgang
mit der Ölfarbe beendet, wird die Figur für mindestens 2 Stunden
nicht mehr berührt. Die Ölfarbe wird in dieser Zeit fester und
die Figur kann danach mit einem weichen Tuch von unsauberen Rückständen
gesäubert werden. Die Ölfarbe verbleibt dann nur noch dort wo
man mit dem Tuch nicht hinkommt. Zum Schluss wird die komplette Figur mattiert. |
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Finish:
Zum Schluß werden nur noch die Kleinigkeiten bemalt. Knöpfe,
Abzeichen, Gürtelschnallen usw. Beim Gesicht greife ich nun zu einer
sehr hellen Hautfarbe von Andrea. Damit wird die Nase, Ohren und Wangenknochen
trocken gemalt um die erhabenen Stellen herauszuheben. Mit einem schwarzen
Buntstift können dann Punkte für die Augen gezeichnet werden.
Mehr würde ich bei diesem Maßstab nicht ins Gesicht zeichnen,
da der Versuch Augen mit Weiß und Schwarz zu malen nicht sehr realistisch
aussieht.
Fazit:
Durch Hell- und Dunkelmalen einzelner Strukturen der Figuren wird für
das Auge eine plastische Illusion erstellt. Gesichtszüge sind nur zu
erahnen, jedoch verletzt keinen Übertriebenheit das Gesamtbild der
Figur. Durch das Mattieren hilft man noch den Effekt zu verstärken.
Die Figur ist zwar am Diorama vorhanden, verschmilzt aber mit dem Hintergrund
und wirkt nicht aufdringlich. |
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über den Autor |
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Christian Jakl |
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1971 in Wien geboren, wohne ich jetzt inmitten der Berge Tirols. Ich bin im Marketing beschäftigt und befasse mich mit Grafikdesign und Layout. Über Schiffe, Automobile und Jets in meiner Jugend bin ich letztendlich bei den Flugzeugmodellen gelandet, Schwerpunkt deutsche und sowjetische Luftwaffe. Am liebsten beschäftige ich mich mit dem Dioramenbau in 1:48, da ich dort vieles selbst anfertigen und meiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Das Ausprobieren neuer Techniken und Möglichkeiten Bausätze mit anderen Produkten zu kombinieren und mit verschiedenen Werkzeugen zu bearbeiten, habe ich mir zur Aufgabe gemacht - zu lernen gibt es ständig.
Es ist mir nicht wichtig ob das eine oder andere Detail an der richtigen Stelle sitzt, das Endergebnis muss stimmen. Wenn jemand vor einem meiner Modelle steht und begeistert ist, dann habe ich den Job gut gemacht. Das einzige Problem, und da werde ich wohl nicht alleine sein, ist der Zeitfaktor. Ich wünsche jedem viel Spaß mit dieser Seite und würde mich über Kritiken aller Art freuen.. |
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Email: jakl.christian@gmx.at |
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Diese Seite: THEMEN: Figurenmalen im kleinen Maßstab
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wurde zuletzt geändert am: 27.11.2005
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